Streetfotografie kann mit Menschen zu tun haben, oder eben auch nicht. Du zeigst mit den Bildern ganz einfach, was jetzt genau in dieser Sekunde passiert. Als Fotografin zeige ich dir, wie dir bedeutungsvolle, interessante und spannende Streetfotografie Aufnahmen gelingen. Du bekommst Tipps zur Technik und zur Einstellung für deine Kamera.
Was ist eigentlich Streetfotografie?
Streetfotografie Aufnahmen haben für mich in den meisten Fällen immer auch etwas mit Menschen zu tun. Ich liebe es Menschen zu fotografieren, zu porträtieren und Stimmungen festzuhalten.
Streetfotografie entsteht im urbanen Raum. Also auf Strassen, in Cafés hineinblickend, mit einer oder mehrerer Personen im Fokus. Du kannst als Fotograf die verrücktesten und skurrilsten Winkel einnehmen.
Dabei fallen mir einige Fragen ein:
- Wie bewegen sich Menschen draussen?
- Welche Emotionen kann man den Personen im Gesicht ablesen?
- Sind sie gut gelaunt oder doch eher mies drauf?
- Welcher Tätigkeit gehen sie gerade nach?
- Passiert gerade etwas skurriles?
- Was erzählt mir die Person mit ihrem Ausdruck gerade, die ich fotografiere?
Dabei muss ich dem Menschen nicht mal ins Gesicht fotografieren. Manchmal drückt ein Bild auch etwas aus, wenn ich nur den Rücken der Person sehe.
In der Nacht, aber auch am Tag, lassen sich Fotos aufnehmen in Bewegung. Damit kann ich die Hektik, die Schnelllebigkeit und den Alltagsstress einer Stadt oder eines Landes fotografieren.
Denke immer daran: Du fotografierst den Moment. Genau jetzt und hier. Diese Szene wird so nie wieder entstehen und nie wieder da sein. Manche Menschen schreiben ganze Bücher über die Streetfotografie. Deshalb findest du auch nur einen kleinen Einblick davon, was ich von der Strassenfotografie halte und wie ich sie fotografiere.
Strassenfotografie im urbanen Raum
Denn darum geht es ja. Das mit deiner Kamera festzuhalten und einzufrieren, was gerade geschieht. Ich war mal an einer Ausstellung von einer Fotografin – Pia Zanetti. Diese hat sich auch mit Streetfotografie beschäftigt. Das waren Bilder aus den 60er, 70er und 80er Jahren. Bye the way – so eine geile Zeit, zu der ich auch gern schon gelebt haben möchte. Auch wenn es nur einzelne Fotos und kleine Fotostrecken waren, die ausgestellt wurden – Ich wurde sofort mitgenommen und konnte total nachempfinden, wie es da so war.
Das ist es, was gute Streetfotografie für mich ausmacht. Ich muss sofort mitgerissen werden und ich kann sofort fühlen, wie es war. Es ist nicht einfach nur ein Foto. Es wurde nicht einfach nur auf den Auslöser gedrückt. Vielleicht sass Pia dort für eine Stunde und hat einfach nur beobachtet. Vielleicht ist das Bild gerade zufällig – in dieser einen Sekunde – gesehen und für immer festgehalten.
Aber Streetfotografie kann auch einfach ein Gebäude sein. Es kann eine Aufnahme von einer Strasse sein, die auf mich skurril wirkt. Vielleicht gibt es so etwas in meinem Land nicht, was hier aber total typisch ist. Manchmal stimmen aber auch einfach Formen und Farben überein. Wie in Malaysia, als ich durch ein kleines Loch in eine Lagerhalle geschaut habe. Alles dort drin war dunkel, ausser ein rotes Regal. Das wurde genau in dem Moment von oben durch die Sonne angestrahlt.
Diese Art von Streetfotografie kann man auch Stills nennen. Denn die stillen Fotos sind Aufnahmen von unbelebten Motiven. Früher waren Stillleben Fotos eine Sammlung von Gegenständen, die zu einer Komposition angeordnet wurden. Heute kann das aber auch einfach eine Tasse Kaffee sein oder der Müllhaufen vor einer bunten Wand.
Wie bekomme ich ein gutes Auge für Streetfotografie?
Ein Foto ist nicht gleich ein gutes Foto. Schon ein einzelnes Bild, kann mir mehr Informationen übermitteln, als eine ganze Serie. Ich muss später auf die Aufnahme schauen und mich sofort reindenken können. Ansonsten kann ich dir nur raten:
ÜBEN.
Natürlich lassen Streetfotos immer Raum für Gedanken. Du kannst schon wieder etwas ganz anderes hineininterpretieren, als ich. Dir können ganz andere Dinge auf dem Foto auffallen, als mir. Je nachdem auch in welcher Gefühlslage du dich gerade befindest.
Mir geht es manchmal so, dass ich später in der Auswahl noch Sachen entdecke, die mir beim Fotografieren gar nicht aufgefallen sind. Das ein Mensch zufällig direkt in meine Kamera schaut und alle drum herum schauen woanders hin. Das auf einem Poster steht: „Not hat ein Ende“ und darunter Essen auf einem Buffet steht. Auch das kann Streetfotografie sein.
Tatsächlich warte ich auch manchmal auf solche Momente. Gehe raus auf die Strasse, in deine Stadt oder in eine umliegende Stadt. Dort suchst du dir entweder die teuerste Strasse (mit Läden von Gucci & Co.) oder die „ärmste“ Strasse. Denn dort wird es immer Motive geben. Vor allem skurrile Motive. Da will ich aber nicht sehen, wie ein Obdachloser vor Hermes liegt.
Diese skurrilen Komposition sind nur ein Beispiel
- eine verrückte Frau im Pelzmantel
- Menschen im Alltagsstress
- irre gekleidete Hipster-Reiche-Leute
- bizarr angezogene Hunde von Reichen
- kostümierte Menschen
- kackende Hunde
- Kinder essen etwas
- wie Kinder spielen (in Trümmern, in armen Gegenden…)
- übereinander gelappte Situationen aus Mensch und Poster/Wand/Grafitti
- ein weitergeführter Strich vom Zebrastreifen auf Wände/Klamotten/Autos
Für Streetfotografie musst du rausgehen. Denn da gibt es die Motive die du findest. Lass dich einfach von der Strasse inspirieren. Denke dabei nicht zu angestrengt, dass du jetzt mit dem übermässig, hammergeilen Shot nach Hause gehen wirst.
Denn sobald du Hause bist, schau dir die Bilder mal an. Vielleicht findet sich durchs anschneiden, doch noch ein gutes Bild. Vielleicht geht es dir auch so wie mir, dass du noch etwas besonderes im Bild findest, was eine Geschichte erzählt. Was dein Auge gesehen hat, was du aber gar nicht bewusst wahr genommen hast.
Bekannte Streetfotografen
Die Liste könnte man natürlich noch unendlich so weiter führen. Du kannst mir gern mal deinen liebsten Streetfotografen in die Kommentare schreiben. Ich lege es dir wirklich ans Herz, dir mal einige der Fotografen anzuschauen. Oder schau direkt mal bei den Magnum Fotografen vorbei.
Schaue dir die Bilder der bekannten Streetfotografen lieber in einem Bildband oder an einer Ausstellung an. Das lenkt dich nicht so sehr von anderem ab. Du fokussierst dich also wirklich nur auf die paar Bilder, anstatt bei Instagram in einem Feed zu scrollen.
- Martin Parr
- Matt Stuart
- Elliott Erwitt
- Maciej Dakowicz
- William Klein
- Lisette Model
- Pia Zanetti
- Richard Sandler
- Joel Meyerowitz
- Jens Krauer
- Bruce Gilden
- Henri Cartier-Bresson
- Vivian Maier
Bilder anderer Streetfotografen analysieren
Dein Gehirn wird nicht direkt so überladen und du kannst dir Zeit nehmen, die Bilder zu analysieren. Schaue dir mal genau an, warum dich diese oder jene Aufnahme des Künstlers besonders gut gefällt. Bekomme ein Gefühl dafür, warum gerade in diesem Augenblick der Fotograf auf den Auslöser gedrückt hat.
Welche Farben harmonieren gut miteinander?
Gibt es skurrile Momente in dem Bild?
Warum oder was an der schwarz-weiss Aufnahme gefällt dir/gefällt dir nicht?
Welcher Winkel wurde eingenommen?
Wurde mit oder ohne Blitz fotografiert?
Mit welcher Brennweite könnte das Bild entstanden sein?
Gibt es Linien oder Formen, die dein Auge leiten?
Vielleicht aber auch: Was spricht dich am Foto nicht an?
Streetfotografie Tipps
Die beste Kamera für Streetfotografie Aufnahmen
Für Streetfotografie Bilder ist die kleinste Kamera wohl die Beste.
Ich selbst fotografiere mit meiner Sony A7III*. Diese verwende ich eigentlich für jegliche Fotoaufnahmen. Egal, ob das Portraitfotos sind. Ob das für meinen anderen Job, Hochzeitsfotos sind. Und in meiner Freizeit nutze ich diese auch für Landschaftsaufnahmen. Naja und natürlich für Streetfotos.
⇢ Hier findest du alle Technik in meinem Rucksack: Meine Fotoausrüstung auf Reisen
Du kannst natürlich auch jede x-beliebig andere digitale oder analoge Kamera für die Streetfotografie verwenden. Auch mit einer Canon*, Nikon*, Fuji * oder Leica* lassen sich Fotos draussen schiessen. Eine Fuji oder Leica sind da auf jeden Fall am unauffälligsten.
Je kompakter, desto besser.
Bei einer spiegellosen Kamera hast du ausserdem den Vorteil, dass du das „Klick“ ausstellen kannst. Damit bist du noch unauffälliger in den Strassen unterwegs. Manchmal gibt es aber auch eine Einstellung in den Kameras, dass du zumindest den Ton sehr leise stellen kannst.
Was viel wichtiger ist, ist der richtige Moment und das Auge dafür.
Einstellungen für deine Kamera
DIE richtige Einstellung für deine Kamera für gute Streetfotografie Aufnahmen gibt es nicht. Auf jeden Fall solltest du kein Anfänger mehr sein und dich bereits mit deiner Kamera auskennen. Du hast nicht die Zeit zu überlegen, wo du den ISO-Wert oder die Belichtungszeit eingestellt wird. Das muss bereits ein Automatismus in dir sein. Falls du gerade erst mit dem Fotografieren angefangen hast, solltest du das unbedingt lesen: Fotografie Grundlagen: 6 Einsteiger Fotografie Tipps
Gehen wir davon aus, dass es ein normal bewölkter Tag ist, würde ich meine Kamera wohl so oder so ähnlich einstellen:
- ISO 100 bis etwa 300
- Belichtungszeit immer über 1/250
- Blende zwischen 2.8 und 8
Warum dieser ISO Wert?
Wenn das Lichtverhältnis stimmt und es ist sehr hell, dann würde ich wohl ISO 100 nutzen. Falls es ein sehr bewölkter und eher trüber Tag ist, schraube ich meinen ISO Wert auf jeden Fall nach oben. Dabei beachte ich aber auch immer die anderen Einstellungen in meiner Kamera. Sobald ich etwas an Blende oder Belichtungszeit ändere, muss ich auch auf den ISO schauen.
Warum diese Belichtungszeit?
Es ist wichtig, dass du über 1/250 Sekunden Belichtungszeit bleibst. Das garantiert dir in den meisten Fällen ein scharfes Bild. Warum ich sage, in den meisten Fällen? Natürlich kann es sein, dass sich das Objekt schneller bewegt, als du denkst. Es kann sein, dass du zu sehr aus der Hand beim fotografieren gewackelt hast. Vielleicht bist du gerade schnell gelaufen und bist noch ein wenig zittrig in den Händen. Das kann passieren, ist aber auch keine Schande.
Übrigens passiert es mir während eines Fotoshootings auch immer mal wieder, dass ich meine Einstellungen ändere. Damit ich den Moment nicht verpasse, hab ich mir die Belichtung so eingestellt, dass ich auf der Belichtungsskala so in etwa auf 0 oder knapp über 0 bin. Aus Versehen bin ich dann bei 1/60 oder weniger und ärgere mich im Anschluss, dass das Bild leicht oder zu sehr verwackelt ist. Du siehst also, auch einem Profi geht es so, dass mal etwas verpatzt wird.
Jeder Fotograf hat im übrigen so seine Präferenzen, wenn es um Helligkeit im Bild geht. Ich orientiere mich beim fotografieren an der Belichtungs-Skala in meinem Display. Aktuell nutze ich eine spiegellose Kamera, die mir bereits im Display schon zeigt, wie das Bild am Ende aussehen wird. Ich kann also schon während des Fotografierens sehen, ob das Bild genug hell und nicht zu grell wird. Zu grell oder zu dunkel ist nämlich auch nicht gut. Du kannst zwar einiges in der Nachbearbeitung retten, aber manches eben auch nicht.
Hast du das Bild zum Beispiel zu grell aufgenommen, wirst du die Tiefen und Kontraste in der Nachbearbeitung sehr schwierig wieder zurück bekommen. Ebenso bei einem zu dunklem Bild. Da lässt sich auch manchmal keine Helligkeit mehr rein zaubern.
Warum diese Blende?
Es gibt keine genau Regel, mit der du die besten Streetfotos schiessen kannst. Auch hier entscheidet wieder dein persönlicher Bildlook. Mein Freund zum Beispiel fotografiert sehr oft ab Blende 16 und mehr. Ich dagegen liebe es auch mal Blende 1.8 oder 2.0 in der Streetfotografie zu verwenden.
Ich halte meine Hand ziemlich ruhig beim fotorgafieren und kann deshalb auch kleinere Blenden-Werte einstellen. Gerade bei Strassenaufnahmen, kann es doch mal ziemlich schnell gehen. Wenn du also eine geschlossenere Blende einstellst, verringerst du auch das Risiko ein verwackeltes oder unscharfes Foto zu haben.
Welche Brennweite kannst du verwenden?
Wenn ich auf den Strassen unterwegs bin, möchte ich so unauffällig wie möglich fotografieren. Deshalb verwende ich fast immer das 35mm Objektiv. Auch wenn es mir auf meiner Sony schon fast zu gross ist. Ein Zoom Objektiv oder ein Teleobjektiv finde ich sehr übertrieben.
Für die Streetfotografie ist es für mich wichtig, nah an der Situation zu sein. Deshalb gehe ich auch so nah wie möglich hin. Falls ich schnell sein muss und es nicht so schnell schaffe näher ran zu kommen, hab ich in der Nachbearbeitung noch die Möglichkeit. Dann zoome ich einfach weiter ran, indem ich das Bild so anschneide, dass mir das Motiv näher kommt.
Im Urlaub leg ich mir dann schon mal die Kamera auf meinen Arm und habe meinen Finger immer am Auslöser. Ich stelle mir also die Kamera schon so von der Belichtung, Blende und ISO ein, dass ich einfach nur noch drücken muss, wenn etwas passiert.
Falls du noch nicht weisst, was Belichtung, Blende und ISO sind, findest du in meinen Beitrag Grundlagen Fotografie hilfreiche Tipps.
Menschen heimlich fotografieren
Manche Menschen sagen, Menschen zu fotografieren, dass ist die Königsdisziplin. Als ich mit dem Fotografieren angefangen habe, wusste ich schon, dass ich unbedingt Leute vor meiner Kamera haben möchte. Ein Gesicht hat einfach so viel zu erzählen. Es kann einfach so viel ausdrücken. Wut, Traurigkeit, Gelassenheit, Ärger, Freude und noch viel mehr.
Aber wie geht das jetzt eigentlich am besten, einen Menschen heimlich zu fotografieren?
In Touristenhochburgen ist es ganz einfach. Du hältst einfach die Kamera mitten ins Gesicht und dein Gegenüber denkt, dass du das Gebäude dahinter fotografiert hast. Denn da wo viele Reisende sind, wird eben auch fotografiert. Wenn du jetzt natürlich durch die Strassen ziehst und die Menschen anblitzt wie Bruce Gilden, dann bekommen sie das ganz bestimmt mit.
Die Frage ist eben – stört es den Menschen oder nicht?
Manche reagieren voll gelassen.
Manche hassen dich dafür und bekommen einen Wutanfall.
Und wieder rum manche, finden das einfach spannend, was du da machst.
Es gibt also nicht wirklich ein Geheimrezept, wann Streetfotografie erwünscht ist und wann nicht.
In den meisten Fällen, sind die Menschen sowieso mit sich beschäftigt. Sie schauen sich um oder sind gerade am arbeiten. Schauen auf ihr Smartphone. Warten auf den Bus. Vielleicht liegen sie auch schlafend auf ihrem Moped oder sitzen in ihrem Tuk-Tuk und warten auf Gäste.
Eigentlich geht es bei der Streetfotografie immer um den richtigen Moment. Wann ist der richtige Augenblick für ein wirklich gutes, starkes, ausdrucksvolles Foto?
Falls du jemanden fotografiert haben solltest, der das gar nicht so lustig findet, lösche das Bild.
Leg die Kamera auf deinem Arm ab
Du kannst auch einfach so tun, als würdest du deine Kamera nur ablegen wollen. Dazu winkelst du deinen linken Arm an und legst deine Kamera drauf.
Am besten stellst du dir den Fokus genau auf die Mitte. Den ISO stellst du dir je nach Lichtverhältnis auf 100, 200 oder auch 400. Die Blende auf 2.8 oder höher. Die Belichtungszeit auf jeden Fall über 1/250, damit es beim Laufen auch sicher scharf wird. Weil du wahrscheinlich eine digitale Kamera bei dir hast, kannst du auch ruhig 2, 3 oder mehr Bilder aus der Situation heraus schiessen. Wähle einfach später am Rechner das beste Bild aus.
Was aber wichtig ist, wenn deine Kamera auf deinem Arm liegt: Habe deinen Zeigefinger immer auf dem Auslöser. So kannst du einfach so tun, als würdest du dir was ansehen und fotografierst heimlich.
Tatsächlich wirkt das Bild dann auch mehr „aus dem Geschehen“ heraus. Du bist durch diese Haltung mehr in der Szene. Es wirkt natürlicher, wenn du dir das Foto später ansehen wirst. Deswegen kann es manchmal auch nützlich sein, du gehst einfach ein wenig in die Hocke.
Das Ende der Streetfotografie & Rechtliches
Es gibt übrigens einen Fall in Deutschland, wo man sich fragt: Ist das nun das Ende der Streetfotografie?
Das Interview von 22Places und Espen Eichhöfer findest du hier. Das solltest du dir unbedingt mal durchlesen.
Recht am eigenen Bild
Ausserdem solltest du dich auch ein wenig mit den rechtlichen Gegebenheiten auseinandersetzen. Jeder Mensch hat in Deutschland bzw. der Schweiz das Recht am eigenen Bild. Das heisst also, dass jeder selbst entscheiden kann, wann und wo ein Bild mit ihm erscheinen darf. Um dich wirklich abzusichern, müsstest du jede Person vorher fragen, ob du sie fotografieren darfst.
Natürlich macht man das als Streetfotograf natürlich nicht. Denn dann geht doch die eigentliche Szene kaputt. Ich meine, jeder weiss doch: Sobald man weiss, dass bewusst eine Kamera auf einen gerichtet ist, verstellt man sich.
Du könntest also hinterher das Bild zeigen und die Person auf dem Bild fragen, ob man das Foto verwenden darf. Biete der Person an, dass du ihm das Bild später zustellst. Habe ich selbst so noch nicht ausprobiert und gemacht.
Kunstfreiheit
Art. 21 in der Bundesverfassung der Schweiz sagt: Die Freiheit der Kunst ist gewährleistet.
Art. 5 Absatz 3 im Grundgesetzt der Bundesrepublik Deutschland sagt: Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.
Wenn du also Bilder auf der Strasse fotografierst und sie dann in einem künstlerischem Rahmen verwendest, ist das laut Gesetz erlaubt. Die Frage ist nur, wenn Kunstfreiheit und Persönlichkeitsrecht aufeinandertreffen: Was ist dann noch Kunst? Denn es ist nicht erlaubt den künstlerischen Gestaltungsraum einzuengen oder Regelungen für den Schaffungsprozess vorzuschreiben. Die Kunstfreiheit sagt, dass man sich künstlerisch betätigen darf, die Kunst darzubieten und sie zu verbreiten (vervielfältigen).
Einen interessanten Artikel zur Kunstfreiheit gegen Persönlichkeitsrecht, findest du hier.
Wenn du weitere Fotografie Tipps suchst, dann hab ich noch folgendes für dich:
- Porträtfotografie: Wie fotografiere ich ein Porträt von einem Menschen? 5 hilfreiche Tipps vom Profi
- Gegenlichtaufnahmen: Für mehr Lebendigkeit in deinen Fotos, Tipps zum sofort umsetzen
- Fotografie Grundlagen: 6 Einsteiger Fotografie Tipps
Wenn du einer meiner Tipps für die Streetfotografie ausprobiert hast, lass mich unbedingt wissen, wie es geklappt hat. Oder wo hat es vielleicht gehakt? Schreib es mir in die Kommentare.
4 comments
Zum Thema heimlich fotografieren, würde ich noch darauf achten, wo man konkret ist. Für mein vorletztes Buch (111 Orte in Zürich, die man gesehen haben muss) war ich auch in der Langstrasse unterwegs und habe dort ein paar Graffitis aufgenommen. Plötzlich kam ein total aggressiver Mann (wahrscheinlich ein Zuhälter) auf mich zu und hat mich massiv bedroht, dass ich die Bilder von ihm (die ich nebenbei überhaupt nicht gemacht habe, weil mich ja die Graffitis interessierten) sofort löschen soll. Er wollte dann die Fotos sehen und war natürlich nirgends drauf. Er verabschiedete sich dann mit den freundlichen Worten: „Wenn du so einen Scheiss nochmals machst, brech ich dir die Nase…“ Was für ein A.
Puh Oli,
Das ist natürlich schon ziemlich heftig. So krass hatte ich jetzt noch keine Begegnung. Aber ja, wie ich auch im Beitrag geschrieben habe – Wenn die Person was mitbekommt, muss man die Bilder löschen. Aber der Typ den du getroffen hast, war schon ganz schön aggro unterwegs. Hoffentlich machst du nicht so schnell wieder eine solche Begegnung.
Liebe Grüße, Lisa
Mega cool und sehr interessant. Vielen Dank für die Arbeit. Liebe Grüße, Meike
Hi Meike
Ich hoffe, du kannst für dich die Tipps für die Strassenfotografie gut umsetzen. Lass mich doch gern wissen, ob es dir nun leichter fällt.
Liebe Grüsse
Lisa