In der Aletsch Arena im Kanton Wallis, gibts einiges nicht nur den Großen Aletschgletscher zu entdecken. Ich hab gelernt, wie man Käse herstellt. Wie man eine Tschiffra flechtet und bin einige Kilometer auf den Wanderwegen gegangen, die es am Aletschgletscher so gibt. Der Grosse Aletschgletscher hat sich auch mal ganz kurz gezeigt. Willst du ihn auch sehen? Dann solltest du unbedingt weiterlesen.
Anreise in die Aletsch Arena
Als Morgens um 7 mein Wecker klingelt, ist meine Tasche für die nächsten 3 Tage bereits gepackt. Meine gelbe Regenjacke stecke ich vorsichtshalber mal mit ein. Man weiss ja nie. Proviant für meine Reise hole ich mir noch am Bahnhof. Meine Wanderstöcke* darf ich nicht vergessen. Ranzen fertig gepackt und auf gehts zum Bahnhof. Von mir zu Hause bis nach Mörel, fahre ich insgesamt etwas mehr als 3 Stunden (inklusive Umsteigezeit). In Mörel strahlt die Sonne und ich frage mich, ob ich nicht doch zu dick eingepackt habe.
Für die nächsten drei Tage, fahre ich mit dem „Aletsch Entdeckerpass„. Mir steht die grosse Welt der Aletsch Arena und rund um am Aletschgletscher mit seinen Bergbahnen kostenlos zur Verfügung. Ausserdem fahre ich mit dem Regionalzug zwischen Brig-Mörel-Betten Talstation – Fiesch – Fürgangen kostenlos. Den Aletsch Entdeckerpass gibt es ab einem Tag bis zu 21 Tage zu kaufen.
» Ticketpreis Erwachsener 1 Tag: 55 CHF
» Ticketpreis Erwachsener mit Halbtax 1 Tag: 27.50 CHF
Du kannst in die Aletsch Arena am besten mit dem Zug anreisen. Natürlich kommst du auch gut ins Tal mit deinem eigenen Auto. Hoch zur Riederalp, Bettmeralp und Fiescheralp, gehts tatsächlich nur mit den Luftseilbahnen. Die Hochebene ist autofrei.
Der Grosse Aletschgletscher in der Aletsch Arena
Von der Talstation in Mörel, bringt mich eine Gondel auf die Zwischenstation nach Riederalp Mitte und von hier aus gehts mit einer kleinen Gondel zum Aussichtspunkt Moosfluh. Während ich die vielen Höhenmeter wie von selbst transportiert werde, höre ich die Glocken der grasenden Kühe.
Ich bin beeindruckt von der Aussicht auf die Alpen, auf die kleinen Seen und die grün, bunte Vegetation um mich herum. Leider bin ich etwas im Stress, denn ich treffe mich in einer Stunde mit Isabella zum Wildkräuter erkunden. Aber ich kann es nicht lassen und nehme mir die Zeit, um den grossen Aletschgletscher mit meinen eigenen Augen zu bestaunen.
Wer weiss, ob ich die nächsten Tage noch mal so einen guten Blick auf den 20km langen Aletschgletscher werfen kann. Ich stehe hier und es wirkt irgendwie so surreal auf mich. Ich hab ihn mir blauer und kräftiger in seinen Farben vorgestellt. Alles was ich sehe ist grau und mit Geröll in der Mitte überzogen.
„Muss das denn so sein?“, frage ich mich.
Tatsächlich nennen sich die zwei grauen Geröllstreifen Mittelmoränen. Eine Moräne ist nichts anderes als das Förderband eines Gletschers für Schutt und Steine.
Linda von Hiking the alps erklärt dir hier genau, wie du zum Aletsch Gletscher kommst.
Wandern am Aletschgletscher
Natürlich gibt es super viele Wanderwege rund um am Aletschgletscher. Für die Tage, die ich hier bin, habe ich mir mal zwei verschiedene ausgesucht. Wenn das Wetter bei einer Wanderung leider nicht so mitspielt und ich vorher abbrechen muss, ist die trotzdem noch super schön. Denn bei diesem Wetter hab ich echt meine Ruhe und bin fast die einzige Wanderin.
Die Wanderung von Moosflug zur Riederfurka ist eher anspruchsvoll, aber wunderschön. Bist du nicht so geübt, nimm dir einfach eine Stunde mehr Zeit. Die Wanderung von der Fiescheralp zur Bettmeralp bzw. Riederalp gehst du einen einfachen Weg, der teilweise auf Beton führt.
Wandertipp Themenweg Erlebnispfad: Gratweg von Moosfluh bis Riederfurka
Ich befinde mich bereits auf dem Aletsch Panorama Höhenweg zu meinem heutigen Ziel: Der Alpengarten der Villa Cassel. Am Aletschgletscher folge ich dem Wanderschild nach Riederfurka.
Gemütlich starte ich meine heutigen Wanderung und ich drehe mich immer wieder mal um, um einen weiteren Blick auf den Aletschgletscher zu erhaschen. Mittlerweile schaue ich doch sehr oft auf den Boden, denn der Weg wird so langsam holprig. Ich ziehe meine Wanderstöcke* aus meiner Seitentasche und fahre sie aus auf meine Grösse.
Zwei Mountainbiker überholen mich und ich folge weiterhin der weiss-rot-weissen Markierung auf den Steinen. Verlaufen kann man sich hier nicht, denn noch lässt sich alles gut überblicken. Wie ich feststelle, führen viele Wege zur Riederfurka. Dann sehe ich ein paar Meter vor mir ein Murmeltier. Es hat mich noch nicht entdeckt und steht noch ruhig auf seinem Stein.
Ich zücke mein Handy* und zoome es ran. Sogar meine Kamera kann ich mit dem lauten Ratschen aus dem Rucksack holen. Als ich mich dann doch ein paar Schritte nähere, um ein gutes Foto zu schiessen, verkriecht sich das Murmeltier dann doch zurück in seinen Bau.
Schade!
Dafür hab ich jetzt ein wackeliges, verpixeltes Video von dem kleinen Herren.
☞ Du möchtest fotografieren lernen? Lerne hier mit mir die Grundlagen der Fotografie
Wandern durch den Aletschwald
Dann eine Abzweigung und an den Wanderschildern entdecke ich das Schild zur Villa Cassel. Ich gehe durch das Drehkreuz und puste kurz durch. Jetzt gehts runter und meine Beine fangen ordentlich an zu zittern, von den grossen Absätzen.
Endlich erreiche ich den Aletschwald und auf einmal wird alles viel stiller und ruhiger um mich herum. Der Wanderweg geht ganz schön auf meine Knie und ich bin froh, dass ich mich mit meinen Wanderstöcken abdrücken kann. Bis zum Wald kam mir niemand entgegen. Keiner läuft hinter mir oder überholt mich. Nur ich, den sanften Waldboden unter meinen Füssen und der grosse Aletschgletscher gleich neben mir.
Der Aletschwald steht seit 1933 unter Naturschutz und wird ganz sich selbst überlassen. Die umgefallenen Bäume bleiben als Totholz liegen. Denn so tot ist das Holz nämlich gar nicht. Im Wald gibt es viele kleine Tiere und Lebewesen, die fleissig das Totholz beiseite schaffen.
Dadurch entsteht wieder Neues und der Wald bleibt gesund. Vor allem Lärchen und Arven sind hier dominierend. Sie überleben den rauen Winter und die kurzen Sommerphasen besonders gut. Im Aletschwald begegne ich zwei weiteren Wanderern, die etwas aus der Puste sind. Das kleine Stück, was die nach unten gelaufen sind, laufe ich jetzt nach oben.
Ich komme leicht ins schwitzen und ich bin ein wenig kurzatmig. Dann entdecke ich die Villa Cassel vom weiten. Sie scheint schon sehr nahe und dennoch hab ich mehr als 15 Minuten zu Fuss bis zum Ziel.
Ab hier wird der Wanderweg dann voll mit der Schulklasse, die bereits im Zug mit mir nach Mörel gefahren sind. Wir grüssen uns freundlich und sehen uns schon bald wieder zum Abendessen. Dann habe ich die Wanderung geschafft und melde mich zum Check In in der Villa Cassel.
Infos zur Wanderung Moosfluh nach Riederfurka
» Juni – Oktober
» leichte Wanderung, ca 4km
» Dauer: ca. 1 Stunde
» Aufstieg 53hM ; Abstieg 270 hM
Wandertipp Herrenweg: Von der Fiescheralp nach Bettmeralp (bzw. bis Riederalp)
Eigentlich sollte das ein ganz normaler, entspannter und unaufgeregter Spaziergang auf dem Wanderweg in der Aletsch Arena sein. Aber es wollte einfach seit Mittag nicht mehr aufhören zu regnen. Nachdem ich mit der Gondel bis zur Fiescheralp gefahren bin, wartete ich, bis der Regen eine Pause machte. Gegen 15 Uhr, so hatte ich jedenfalls gedacht, würde ich nun nur noch im Nieselregen wandern gehen. Die ersten 100, 200 und 300 Meter war das auch noch so.
Bis dann einfach die dicken Tropfen wieder auf die Erde geplätschert kamen. Umkehren war für mich keine Option. Deshalb stiefelte ich weiter mit meiner quitschgelben Regenjacke* auf dem Wanderweg von der Fiescheralp nach Bettmeralp. Ein Vorteil hat das Wetter auf jeden Fall: Du bist einfach ganz allein hier draussen. Ich hab wirklich niemanden gesehen! Nicht einmal die Restaurants hatten offen, um die einzigartige Cremeschnitte in der Bättmerhitta zu probieren.
Übrigens: Der Herrenweg, geht ursprünglich von der Fiescheralp, über die Bettmeralp bis zur Riederalp. Ich musste die Wanderung vorher unterbrechen, weil ich einfach klitschnass war. Ich hatte wirklich keine Lust mehr zu gehen und ich war durchgefroren, bis zu den kleinen Zehen.
Den wohl schönsten Teil der Wanderung durch den Bergwald hab ich dann wohl verpasst. Ausserdem die wahnsinnige Aussicht. Denn es wird versprochen, dass du bei gutem Wetter das Matterhorn, die Mischabelgruppe und das Weisshorn sehen kannst.
Informationen zur Wanderung von der Fiescheralp bis Riederalp
» Juni – Oktober
» leichte Wanderung, ca 8km
» Dauer: ca. 2.5 Stunde
» Aufstieg 57hM ; Abstieg 340 hM
Ausflugstipps am Aletschgletscher
Wildpflanzen und Heilkräuter im Alpengarten Villa Cassel
Nach meiner Wanderung am Aletschgletscher von Moosfluh zur Riederfurka, kann ich im Alpengarten der Villa Cassel durchatmen. Isabella Albrecht, die mir heute ein wenig mehr über die hier wachsenden Wildpflanzen und Heilkräuter in der Aletsch Arena erzählt, ist studierte Biologin. Hier im Alpengarten wächst alles so wie es wächst. Es wird nichts angepflanzt und so bleibt die Vielfalt erhalten.
Ein wenig Bedenken hat Isabella schon, denn einige Wildpflanzen und Kräuter sind ziemlich früh dran mit blühen. Das liegt ganz klar am Klimawandel. Es ist Ende Juni und schon sehr heiss für diese Zeit.
Der Alpengarten der Villa Cassel ist als Rundweg angelegt. Zwischendrin gibt es einen Teich mit Bank zum hinsetzen, entspannen und innehalten. Ausserdem findest du hoch oben eine weitere Bank zur Rast und ein Fernglas zur Beobachtung der Umgebung.
Eins vorweg: Isabella rät übrigens nur die Sachen zu pflücken und zu essen, die man kennt.
Wer sich nicht gut auskennt, der sollte sich ein Bestimmungsbuch* zulegen. Viel lieber aber ist es ihr, wenn man jemanden hat, der sich auskennt. Denn einiges kann auch giftig sein. Sieht manche Pflanze doch recht ähnlich aus, kann das Pendant sehr giftig für uns sein.
Einführung in die Heilkräuter und Wildpflanzen im Alpengarten
Wir starten mit dem Berg-Nelkenwurz. Der blüht gelb und hat so eine krauslige, rosa verzierte Kappe. Kenner bezeichnen die Blüte auch als Radiärsymmetrisch. Sie hilft vor allem bei Bauchproblemen, wie Durchfall oder Magen-Darm-Schwierigkeiten.
Sammeln sollte man von der Pflanze nur die unterirdischen Sprossen. Diese enthalten den guten Stoff – den Gerbstoff. Das Alpen Benedikterkraut, wie die Berg Nelkenwurz auch genannt wird, ist übrigens nicht gut, wenn du einen Eisenmangel haben solltest.
Wurzeln sammelt man im Herbst nach der Blütezeit. Daraus macht man eine Tinktur. Die abgeputzte Wurzel legt man für 4 Wochen mit 70%-igem Wodka ein und verabreicht bei Gebrechen nur wenig davon. Immer die 3-4 Tropfen mit Wasser mischen, wenn man die Tinktur einnimmt. Was diese Berg-Nelkenwurz noch alles so kann und wie genau das Mischen der Tinktur funktioniert, findest du bei Kostbarenatur.
Auf dem Rundweg im Alpenkräutergarten der Villa Cassel in der Aletsch Arena, stellt mir Isabella die Moschusschafgarbe vor. Eine Pflanze, die wir wachsen lassen sollten. Sie stabilisiert den Boden und ist auch für den menschlichen Körper eine heilende Wunderwaffe. Sie regt nicht nur die Verdauung an, sondern auch den Appetit. Frauenbeschwerden können eingedämpft werden, aber ebenso gleich die Menstruation gefördert werden. Schwangere sollten hier allerdings vorsichtig sein und die Moschusschafgarbe links liegen lassen.
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Das ist also wilder Thymian?
Eine ganz besondere Erkenntnis, hatte ich beim wilden Thymian. So oft hab ich die Pflanze schon wachsen sehen und nicht gedacht, dass sie das ist. Ich meine, sie leuchtet ja schon kräftig lila. Ich reibe einmal mit Zeige- und Mittelfinger an dem Thymian und stelle fest: Es riecht nach Zitrone. Die selbe Pflanze habe ich, 1000 Höhenmeter weiter unten, bei uns im Dorf mal gerieben. Da hat die nicht so stark gerochen.
Thymian steht übrigens für Kraft und Stärke. Denn es ist ein Antibiotika der wilden Natur. Das Gewächs wirkt antibakteriell, antiseptisch und hilft besonders gut bei Atemwegserkrankungen. Alles was gut riecht, sammelst du ein. Die Blüten kannst du ganz unbedenklich zu dir nehmen, denn sie hat praktisch keine Nebenwirkung.
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Die Lärche ist eine Wildpflanze
Nachdem ich am Berg Hauswurz, dem Aloe Vera der Alpen, vorbeilaufe, erzählt mir Isabella noch eine interessante Geschichte über das Gewächs. Denn Karl der Grosse hat damals schon, im Jahre 800, an Hof bestimmt, dass Hauswurz gepflanzt werden soll. Und das nicht etwa am Boden, sondern auf den Dächern der Häuser. Dies diente als natürlicher Blitzableiter bei Gewittern.
Ausserdem stehen im Wildkräutergarten noch Arnika, die giftige Alpenrose, Wiesensauerampfer, Wegerich, die Brennnessel und die Lärche. Moment – die Lärche? Die hat auch heilende Wirkung? Lärchenpechsalbe* hilft bei Nerven- und Muskelschmerzen. Die kann bei Kratzwunden angewendet werden und zieht Eiter aus der Wunde.
Isabella sammelt das Harz der Lärche und mischt dieses mit Olivenöl und Bienenwachs. Dieses kocht sie dann aus und bewahrt es in einer kleinen Dose auf. Diese hat sie bei Wanderungen immer mit dabei. Sollte sie sich mal verletzen, nimmt sie mit dem Spaten eine kleine Menge heraus.
Übrigens: „Wo Ameisen sind, da gibt es auch Harz.“, sagte Isabella. Im Frühling isst sie am liebsten die jungen Blätter der Lärche. Diese zerkleinert sie und isst es gemischt mit Sauerhalbrahm als Dip, in Butter, Sirup oder Öl.
Wo sammle ich am besten?
Du solltest immer an verschiedenen Stellen nach Wildkräutern und Wildpflanzen schauen. Du solltest nur so viel sammeln, dass es an der Stelle im normalen Rhythmus wieder nachwachsen kann. Ausserdem steckst du nur so viel ein, wie du auch wirklich essen kannst.
Am Waldrand solltest du besser die Wildpflanzen und Kräuter stehen lassen. Oftmals ist da Hundepippi drauf. Gehe lieber etwas weiter rein in den Wald. Wenn nur wenig da ist, dann sammelst du nicht. Brennnesseln solltest du übrigens mit Handschuhen von oben sammeln.
Was ich übrigens noch nicht wusste ist, dass die Brennnessel Samen hat. Diese sind schwarz und passen wunderbar in die Wildkräuterküche. Die Samen schüttelst du ganz einfach aus der Frucht heraus. Wusstest du, dass man aus den Fasern der Brennnessel ein Gewebe herstellen kann? Man kann also aus Brennnesselfasern Kleidung herstellen.
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Informationen zur Führung im Alpengarten
» Dauer: 1 Stunde
» ab 8 Jahren
» Preis: 8 CHF
» Juni – September
» mindestens 3 Wochen im Voraus hier buchen
So entsteht der Alpkäse: Käsen auf der Riederalp
Die kleine Hütte der Käserei steht hier in Riederalp schon seit 1606. Heute ist es nicht nur eine kleine Schaukäserei, sondern auch ein Museum. Roberta hat bereits das Feuerholz fertig aufgestapelt, um später den Kupferkessel auf Temperaturen zu bringen.
In dem Raum ist das Holz an den Wänden schon ganz schwarz vom Russ der letzten Jahre. Im Nachbarraum sind noch Relikte aus den letzten Jahrzehnten zu sehen. Ein altes Holzbett für Erwachsene, ein Kinderbett; alte, ausgelatschte Schuhe, Alltagskleidung für die Frau und ein altes Bild mit vielen Kindern drauf.
Im Nachbarraum ist bereits die Milch im Kessel. 80 Liter Milch von der Kuh geben insgesamt 8kg Käse. Roberta wird später zwei Käselaibe aus der Frischmilch herausbekommen. Sie erzählt, dass der Käse früher anders geschmeckt hat. Viel intensiver und es gibt gar nicht mehr alle Gräser, die früher auf den Wiesen geblüht haben. Selbst das Wasser und die Luft riechen anders als früher. Roberta rührt einen sogenannten „Naturstarter“ in die Milch.
Mit dem Feuer, wird der Kupferkessel von 11 auf 32 Grad erhitzt. Sobald die Temperatur erreicht ist, gibt Roberta den Lab hinzu. Ab jetzt immer schön die Milch rühren. Sonst wird’s nur oben und unten fest. Gerührt wird in einer 8, nicht nur im Kreis. Plötzlich stoppt Roberta das rühren und kreisen in der Milch. Sie deckt den Kessel mit einem Käsetuch zu und macht einen Deckel drauf. „Die Milch schläft jetzt“, sagt sie. Jedenfalls für die nächsten 35 Minuten.
Einblick in vergangene Zeit im Alpmuseum
Während der Käse vor sich her träumt, begebe ich mich auf die Entdeckung vergangener Tage. Im alten Kuhstall unter dem Wohn-, Schlafzimmer, hatten früher bis zu 18 Viecher platz. Selbst ich muss etwas geduckt gehen, obwohl ich nur 1.63m gross bin. Früher waren die Menschen eben einfach kleiner.
Was ich mir gar nicht vorstellen konnte ist, dass heute der Wintersport in der Aletsch Arena 80% der Tourismuseinnahmen ausmacht. Als 1951 die erste Gondel-Seilbahn auf die Ried gebaut wurde, war das natürlich noch ganz anders. Damals war der Sommer-Tourismus beliebter. Das zeigen auch die Bilder im Alpmuseum.
Was mir besonders gefällt, sind die alten Poster, Postkarten und Flyer, die im Alpmuseum ausgestellt sind. Diese haben nie wirklich ihren Charme verloren. Ausserdem zu entdecken gibt es hier altes Wanderzubehör, Geschirr von der Villa Cassel und altes Werkzeug.
Der Käse hat lange genug geruht
Ein Blick in den Kessel zeigt mir, dass die Milch nun zu Käse geworden ist. Mit einer Holzschaufel, rührt Roberta nun ganz sanft drinnen herum. Zerkleinert werden die Stücke nun mit einer Harfe, die aussieht, wie ein übergrosser Eierschneider. Wieder wird der Kessel mit dem Käse erhitzt. Plötzlich hält Roberta ihre Hände rein und sagt: „Das sollte jetzt etwa 42 Grad haben.“ Dann endlich ist es soweit. Der Käse quietscht ausreichend und ist nun bereit zum rausholen.
Ein Stück langes Metall hält das Käsetuch und schwups, verschwinden beide Arme von Roberta in dem grossen Käsekessel. So holt sie den fertigen Käse heraus und verfrachtet den Laib in die Holzform. Überschüssige Milch bzw. Molke fliesst ab und der Laib wird von oben leicht fest in die Form gedrückt. Zum Schluss wird der Käselaib noch mit Molke übergossen, damit alles gut benetzt ist.
Ab jetzt wird der Käse alle zwei Stunden gewendet. Am nächsten Tag kommt er in den Kühlungsraum und wird dann mit Salz eingerieben. Grosse Stücke werden sogar 3x täglich gesalzen. Ab jetzt beginnt der Reifeprozess. Theoretisch könnte man schon an Tag eins den Käse essen. Dann schmeckt er einfach ganz mild. Je länger er also liegt, desto intensiver wird der Geschmack. Das Einreiben mit Wasser und das tägliche wenden macht man übrigens, um eine schöne Rinde zu bekommen.
Infos zur Schaukäserei auf der Riederalp
» immer Mittwochs, zwischen Mai und Oktober, ab 10 Uhr
» Dauer: 2 Stunden
» Kosten: Kollekte
» keine Anmeldung erforderlich
So stellt man eine Tschiffra her
Ich treffe Edelbert und 3 weiteren Herren auf dem Dorfplatz in Betten Dorf. Gemeinsam folgen wir dem Mann, der die Tschiffras herstellt. Aber was ist eine Tschiffra überhaupt? Du kannst es dir vorstellen, wie ein Rucksack. Mit diesem haben die Menschen damals alles transportiert. Vom Heu für die Viecher, über Obst von den Bäumen und sogar Hühner wurden eingeladen und mitgenommen. Die Tschiffra wird aus Haselnussholz hergestellt. Dieses besondere Holz, findet Edel genau hier im Wallis. Dort wo er sammelt, kommt keine Sonne hin und ist für die Herstellung der Tschiffra perfekt.
Auf dem Hof von Edelbert nehmen wir an einem Tisch platz. Ich sehe schon beim reingehen eine Art Werkbank, viel Holz und natürlich mehrere Tschiffra herumstehen. Edel erzählt erst einmal ein wenig über sich. Wie er zum Tschiffra bauen gekommen ist, dass er früher selbst für und in der Aletsch Arena gearbeitet hat und das er pensioniert ist. Deshalb sind diese Workshops bei ihm ein kleiner Zeitvertreib und es ist schön, die Tradition an Menschen weiterzuerzählen. Es gibt nur noch wenige, die dieses Handwerk beherrschen.
Früher hatte übrigens jeder eine Tschiffra. Sogar die Kleinen. Wenn mal einer seine hat liegen lassen, dann wussten die Menschen im Dorf ganz genau, von wem die ist. Denn jede Tschiffra ist einmalig. Durch das einflechten verschiedener Farben am Mittelstreifen und die Höhe, erschafft sich jeder selbst seine Wiedererkennung.
Ran an die Werkbank
Jetzt heisst es selbst Hand anlegen an das Holz. Ich nehme Platz auf der wohl selbst zusammengebauten Werkbank. Meine Füsse stelle ich so ab, dass damit der Greifarm das Haselnussholz gut hält. Zuerst muss die Rinde abgeschabt werden. Dazu gibts ein spezielles Werkzeug, dass ich erst einmal begreifen muss. Denn zu doll und zu tief darf ich nicht ins Holz spicken, sonst gelingt mir der Abrieb nur sehr schwierig. Bis ich den Dreh raus habe, vergehen ein paar Minuten. Dann schnitzt sich das Holz fast wie von Zauberhand.
Ich lege den Hobel an und forme eine Spitze. Dieses Teil wird in einen Boden gesteckt. Der Boden ist aus einem anderen Holz gearbeitet. Natürlich hat Edelbert schon den Holzboden für uns vorbereitet. Dieses geht er zwei Mal im Jahr sammeln und legt es für 3 Wochen zum trocknen. Für eine grosse Tschiffra braucht er mittlerweile zwischen 6 und 7 Stunden. Für eine Kleine nur etwa 3 Stunden.
Meine Mini-Tschiffra braucht in etwa 30 Minuten (mehr oder weniger). Während ich das Haselnussholz um die Hölzer schwinge, gehts in meinem Kopf nur: „Vorne, hinten, vorne, hinten….“ Denn so wird das dünne Holz eingespannt. Dann wechsle ich von hell auf dunkel, für meinen Wiedererkennungswert – meinen Mittelstreifen. Irgendwie klemmt mir Edelbert dann die Übergänge ein und es hält.
Zum Abschluss gibts Apero
Das Überbleibsel wird abgeknipst und mit dem anderen verklemmt. So wie auch schon bei den Übergängen. Damit auch wirklich nichts mehr verrutscht und alles an seinem Platz bleibt, werden die dicken Hölzer mit einem Hammer festgehauen. Und fertig ist meine Mini-Tschiffra zum Mitnehmen.
Nach getaner Arbeit, kommt das Vergnügen. Edel verschwindet kurz und kommt eine Minute später mit einer grossen Apero-Platte um die Ecke. Darauf liegt feinster Walliser Käse. Der Weisswein darf natürlich nicht fehlen und wir stossen gemeinsam auf diese tolle Erfahrung an. Ich plausche noch ein wenig mit den Männern und Fabienne, während ich mir ein Stück Käse nach dem anderen reinschiebe.
Informationen zum Tschiffra flechten
» immer Dienstags, zwischen Mai und Oktober, ab 10 Uhr
» Dauer: etwa 1.5 – 2 Stunden
» Kosten: 20 CHF inkl. 1 Glas Wein/Mineral
» Anmeldungen: 2 Tage im Voraus an Edelbert Mattig an edel@bluewin.ch oder +41 79 446 26 51
Übernachten in der Villa Cassel (Riederfurka)
Wenn du nach einer ganz besonderen Übernachtung in der Aletsch Arena suchst, dann ist die Villa Cassel genau das richtige für dich. Das über 100 Jahre alte Haus hat ganz schön viel zu erzählen. Die Parkettböden knarzen was das Zeug hält und sind nur mit Hausschuhen zu betreten. Keine Angst – Die gibts gratis im unteren Stock zum ausleihen. Die Villa ist vor allem für Schulklassen ausgelegt und das kann dann schon mal poltern und vibrieren.
Im Doppelzimmer ist bereits die Bettwäsche inklusive. Ein Handtuch solltest du dir trotzdem mitnehmen. Ein Waschbecken zum Hände- und Zähneputzen ist in dem Zimmer verbaut. Dein Zimmer kannst du jetzt sogar online buchen. Geduscht und zur Toilette gegangen, wird im Gemeinschaftsraum.
Jede Dusche ist zudem separat abgetrennt und mit einem Schlüssel abschliessbar. Bei mindestens Halbpension, gibts ein Abendessen und Getränk dazu. Pünktlich 18:30 Uhr musst du allerdings im Speisesaal sitzen. Sonst fangen sie ohne dich an.
Infos zur Übernachtung in der Villa Cassel in Riederfurka
» Doppelzimmer: 85 CHF pro Person
» Halb- oder Vollpension möglich (110 – 125 CHF)
» Handtuch mitbringen, Bettwäsche vorhanden
» jedes zweite Abendessen vegetarisch
» Haustiere verboten
Die Aletsch Arena ist dir noch nicht genug? Du suchst noch nach weiteren Inspirationen für einen Urlaub in der Schweiz?
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Dieser Beitrag enthält Werbung. Zu der Reise wurde ich von Aletsch Arena eingeladen. Meine Meinung bleibt davon unberührt und ich habe ausschliesslich meine eigenen Erfahrungen und Eindrücke geschildert.
Welche der Traditionen in der Aletsch Arena haben dich am meisten beeindruckt? Warst du bereits am Aletschgletscher oder hast sogar eine Wanderung darauf unternommen? Erzähl mir unbedingt mehr dazu in den Kommentaren.